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So kannst du Weihnachten feiern

  • Autorenbild: Lilith Sander
    Lilith Sander
  • 23. Dez. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Feb.

An Weihnachten wurde Jesus geboren und deshalb kommt ein alter, dicker, bärtiger Mann, eingepackt in einen rotsamtigen Anzug aus Fließ und Plüsch, nachts durch einen Kamin gehuscht und hinterlegt für jeden von uns ein paar bunt verpackte Geschenke - und zwar unter einer wie wild geschmückten Waldtanne, um die man Lichterketten und Lametta gehangen hat, als wäre man plötzlich in einem Tobsuchtsanfall verrückt geworden und hätte alles, einfach alles, an diesen Baum geworfen. Wie ein Künstler, der wahnsinnig geworden ist, und seine Ölmalerei mit allen Farben bewirft, die er in seiner Malerwerkstatt auffinden kann. Und sich dann das Ohr abschneidet.





Das Ganze nennt man dann "Weihnachten", ein Wortgemisch aus "Weih" (in dem Begriff "Weihrauch" findet man es auch, also wohl eine Andeutung in Richtung "Heilig", und nicht in Richtung "Wein", wie mancher eigentlich vermuten müsste) und "Nacht", weil hier ist es geschehen: in der Nacht. Das Wunder der Geburt. Und deshalb kommt ein alter, dicker, bärtiger... ihr wisst Bescheid.


So viel zum historischen Hintergrund, der nun also zu einem Gemisch aus Bibel, Marketing und surprise der Kapitalismusmaschinerie verkommen ist - und schon befinden wir uns in einem Strudel aus WAHNSINN.


Kaufe das! Kaufe jenes! Für deine Liebsten!!!


Aber es ist doch Weihnachten!


Schon einmal an einem besinnlichen Adventstag in der Innenstadt spazieren gewesen? Schon einmal einen Weihnachtsmarkt besucht? Ich verspreche dir, anstatt Nächstenliebe und Besinnlichkeit wirst du deine Mitmenschen schneller hassen lernen, als du "Weihnachten" buchstabieren kannst.


An Weihnachten ist nichts mehr beweihräuchert.

Es ist Stressnachten.

Die Hochzeit des Kapitalismus.

Das berauschende Fest des Geldausgebens der Turbomaschine. 


Ein Alien, das ich in dieser Zeit mitnehmen würde, würde mir lauthals verkünden, dass es uns Menschen wirklich interessant findet, denn wir machen immer genau das Gegenteil von dem, was wir behaupten. Das Fest der Liebe und der Besinnlichkeit - ach, so ist das also gemeint. 


„Danke Lilith, ich habe eure Gesetzmäßigkeiten verstanden.“ 





An Weihnachten wird vielen Menschen nochmal imposant vor Augen geführt, was sie alles nicht zu ihrem Umfeld dazuzählen können.

Güte, Herzenswärme, Nähe, Liebe.

Eine Familie. Glückliche Kinder. Ein liebevolles Zuhause, das einen Willkommen heißt. Großer Reichtum, der einem große Geschenke macht und mit dem man selbst, andere durch Geschenke beeindrucken kann.

An Weihnachten macht sich Einsamkeit breiter und Depression schwerer als das gesamte Jahr zuvor.


Allein die Begriffe "Güte" und "Liebe" sind so zerflossen, dass man sie bereits vom Ausdruck her schon nicht recht ernst nehmen kann. So wie für Dagobert Duck scheinen diese leeren Begriffshüllen nur noch Abglanz ihrer selbst zu sein - da macht man sich lieber das glanzvolle Gold zum Gott.


Wir haben es tatsächlich geschafft, dass gerade das Fest, das zeigen soll, wie das Licht diese düstere Welt beseelt (also Jesus wird geboren und so weiter), dass gerade dieses Fest zu einem offenkundigen Witz verkommt. Weihnachten macht alles nur noch schlimmer.

War die Einsamkeit vorher nicht ganz so stachelig, wird sie an Weihnachten schier unaushaltbar.

War es sonst das gesamte Jahr lang völlig in Ordnung, kein perfektes Leben zur Schau stellen zu können, kommen einem an Weihnachten die Tränen, wenn man sich klar macht, was alles nicht passt.


Weihnachten hat das Potential, einem das Herz zu brechen.

Und all die weihnachtliche Werbung mit den perfekten Familien, den Freunden, der Freude und den Geschenken, gibt den letzten Stoß, um sich als das größte Häufchen Elend dieser Erde zu fühlen.

Bei allen anderen scheint es nahezu perfekt - nur man selbst hat wieder nichts in der Tasche.


Dabei ist Weihnachten das Fest des Gebens.

Des Gebens, nicht das Fest des Nehmens.


Soll ich dir mal was verraten?



Es geht eigentlich überhaupt nicht um eine perfekt zusammenstellte familiäre Situation, um Geld und Reichtum, darum, ob man Liebe erntet oder in Vergessenheit geraten ist. Völlig egal, ob man alleine ist oder nicht (auch wenn es sich natürlich unheimlich bemitleidenswert anfühlt, das kann ich absolut nachfühlen). Weihnachten erinnert uns daran, selbst tätig zu werden und anderen Menschen - kitschig ausgedrückt - zu helfen.


Weihnachten ist das Fest des Beschenkens, nicht des Beschenktwerdens.


Ich verspreche dir, trittst du heraus aus dem Opfertum, weil dein Leben nicht dem entspricht, was sich die Marketingabteilung von Supermarktketten ausgedacht hat, wirst du die Essenz von Weihnachten erfahren.


Im Helfen liegt nämlich etwas Erhabenes.


Vielleicht, weil gerade das Helfen in der Leistungsgesellschaft eine Nullnummer ist. Man gibt - und bekommt de facto nichts zurück. Man geht in Leistung, aber eine Gegenleistung bleibt aus. Das hört sich nach keinem guten Weihnachtsgeschäft an, nicht wahr?

Und doch - ist genau das die weihnachtliche Quintessenz.


Du fühlst dich einsam und traurig, weil nichts schön ist?

Dann schau dich um, wo deine tatkräftige Unterstützung gebraucht wird, damit es wieder schön wird. Wo kannst du dein Geld ausgeben, obwohl du damit kein Tauschgeschäft eingehst? Wo für dich "nichts" rausspringt? Deine Liebe verschenken, Güte und Nächstenliebe, so verdroschen es klingt, zu verteilen. Während der Rest der Welt Schokomänner und Kaufgutscheine verschickt, vergibst du deinem Nächsten. Und das alles, obwohl andere Menschen, es "nicht verdient" haben.

Zu geben statt zu nehmen.

Obwohl alles drumherum auf Krawall und Betrug gebürstet ist, dem Guten zu entsprechen.


Und ich meine das alles überhaupt nicht missionarisch.

Menschen, die verkrampft darauf aus sind, diese Welt "zu etwas Besserem" zu machen, überschätzen sich selbst. Es geht gar nicht darum, dass du irgendwas rettest oder allen zeigst, wie es richtig geht.

Es zeigt sich im Kleinen.

Wie du zum Beispiel reagierst, wenn deine Tante Bettina wieder genervt am Weihnachtstisch sitzt.

Oder deine Schwester sich erneut mit dir vergleichen muss.

Wie du dich verhälst, wenn du auf dem Weihnachtsmarkt angerempelt wirst.

Was du in anderen Menschen siehst, obwohl sie sich falsch verhalten (haben).


Und wenn du dennoch einsam und traurig bist, dann frage ich dich: Wo kannst du in deinem Leben aufräumen, damit es wieder schöner ist? Was ist dein Geschenk an dich?

Was kannst du zum Beispiel über dich selbst denken?

Wie schön kannst du dich finden?

Wie begeistert kannst du von dir und deinen Fähigkeiten sein?

Wie sehr kannst du darauf vertrauen, dass dich eine schöne Zukunft erwartet und dass alles Sinn macht?


Und wenn du alleine bist (aufpassen, das hier ist etwas für die Cracks):

Wie sehr kannst du dir selbst Liebe schenken, obwohl gerade kein anderer da ist, der dich daran erinnern könnte, wie wertvoll deine Person ist?


Und hattest du vorher noch in deiner Außenwelt nach Liebe und Reichtum gesucht, wirst du bemerken, dass es nicht mehr als deine Person braucht, um genau das in deine Welt zu bringen.


Dinge, die man sich nicht kaufen kann.

Dinge, die man sich nicht nehmen kann.


Die man nur Verschenken kann.


Frohe Weihnachten!


Lilith










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