7 Dinge, die ich tue
- Lilith Sander

- 2. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Die richtigen Prioritäten zu setzen, kann enorm hilfreich sein, um seinen Alltag gelungen zu gestalten. Denn: Ist der Alltag erst gelungen, kommt das Glück ganz von allein. Wer die Prioritäten richtig gesetzt hat, der sorgt für ein erfülltes Leben.
Leider ist es oftmals aber gar nicht mal so einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ist es wichtiger die Wäsche zu machen, bevor man sich für den Tag herrichtet?
Sollte man den Alleingang ins Café einem Treffen mit den besten Freunden vorziehen?
Was ist dringender, für sein Studium zu lernen oder es sich auf dem Sofa und einem guten Film bequem zu machen? Welche Reserven sind gefüllt, für welche muss nachgesorgt werden? Worauf sollte man sich konzentrieren? Was ist zu tun?
Was ist wirklich zu tun?

Die richtigen Prioritäten zu kennen, das gleicht einer Wissenschaft mit jahrelanger, sensibler Selbstbeobachtung und einem stetigen Blick auf das Bigger Picture.
Denn so einfach, wie man es sich auf den ersten Blick vorstellt (zuerst muss man sich um seine Arbeit kümmern, dann um den Haushalt und dann eventuell um sich; zuerst die Arbeit, dann der Spaß), ja, so einer simplen Rangordnung folgen die Prioritäten nun mal nicht.
Prioriäten, die einen wieder auf Kurs bringen, verhalten sich wie ein Investment am Aktienmarkt. Was dir jetzt noch das große Los verspricht, könnte sich morgen schon als Irrtum herausstellen.
Wenn ich also an einer Sache wirklich arbeiten würde, dann daran, in mich intensiv hineinzuhorchen und gleichzeitig meine pragmatischen Verpflichtungen im Alltag deutlich wahrzunehmen.
Was würde mir jetzt wirklich gut tun?
Auf längere Sicht, nicht nur im ersten Moment.
Was sind meine Bedürfnisse?
Ich zum Beispiel habe ganz viele schöne Hobbys, denen ich immer wieder nachgehe, auch wenn eigentlich andere Dinge nach mir rufen.
Der Haushalt ist zum Beispiel ein Fass ohne Boden sobald man Kinder hat. Da gibt es immer was zu tun, vor allem wenn man das Glück hat, in einem großen Zuhause zu leben.
Aber ich möchte meine kostbare freie Zeit nicht für den Haushalt hergeben. Viel zu schade wäre es, wenn ich am Ende meines Lebens zurückblicken würde, und einsehen müsste, dass ich meine Gaben und Talente habe flöten gehen lassen, nur weil ich die falschen Prioritäten gesetzt habe.
Sauberkeit? Gerne!
Sauberkeit um den Preis meiner Person? Niemals.
Mit Baby bleibt es eh nur 5 Minuten sauber - ich hab's für euch ausprobiert. ;)
Ähnlich steht es um die Kinderbespaßung.
Sich hingebungsvoll um Kinder zu kümmern? Natürlich!
Sich aufopfern und selbst keine eigenen Ziele mehr verfolgen, "weil jetzt bin ich Mutter und mein Kind ist mein Lebensinhalt, deshalb fühle ich mich für buchstäblich alles verantwortlich"? Sehr ungesund - und zwar für Mutter UND Kind.
Was ich also so den ganzen Tag anstelle?
Ich kann es euch sagen!
Ich stricke.
Schon einmal etwas Selbstgemachtes in den Händen gehalten?
Und - wie hat es sich angefühlt?
Stricken mag momentan, zurecht, sein Revival feiern. Ich hänge tatsächlich gar nicht so sehr am Stricken selbst, ich kenne mich einfach gut genug, um zu wissen, dass ich es liebe, irgend ein Produkt selbst zu erschaffen und anschließend in den Händen zu halten.




Momentan stricke ich an einem Pullunder für mich.
Da das Stricken jedoch ewig dauert, dauert es vermutlich auch noch eine weitere Ewigkeit bis dieser Pullunder fertig sein wird. Dadurch dass sich das Knäuel auch noch immer wieder verheddert und ich Tage damit verbringe, die Fäden wieder auseinanderzuziehen, wird der Pullunder vermutlich im Jahr 2030 fertig.
Egal, hauptsache selbst gemacht. :)
Ich lerne Italienisch.
Manchmal.
Wenn ich Zeit habe.
Also genaugenommen habe ich mir seit etwa 3 Jahren vorgenommen, mir nun Italienisch beizubringen (Englisch und Französisch kann ich durch mein Studium bereits: Ist man Profi in einem, muss man wieder Lehrling in etwas Neuem werden), aber seitdem hatte ich nicht so viel Zeit dafür übrig.
Man muss ja auch weiter kommen im Leben, ne ;) fragt sich nur, wann!

Aber ich studiere auch erneut....
Wer nun denkt, dass ich entweder "sehr gemütlich" sei oder aber "als Mutter nicht viel Zeit" hätte, der irrt. Also ich bin schon gemütlich, aber eher in Richtung "Genüsslich", nicht in Richtung "Rumgammeln".
Ich habe natürlich als Mutter nicht so viel Zeit, wie jemand ohne Kinder, aber der wahre Grund, warum ich momentan nicht sehr viel Zeit für Sprachen übrig habe, ist: Ich studiere nebenberuflich.

Und zwar Jura.
Und es macht mir sehr viel Spaß, hihi.
4. Klavier & Gesang
Klavier und Singen sind sozusagen meine "ersten großen Lieben".
Mit 15 wollte ich das Singen sogar zu meinem Beruf machen - obwohl ich zugegeben größere Talente habe - aber ich liebs nun mal so!
Naiv und völlig weltfremd, wie man in dem zarten Alter noch ist, bin ich heute natürlich froh darüber, dass aus meinen Künstlerträumen damals nichts geworden ist.
Ich brauche einen sicheren Beruf, der mich und meine Familie gut versorgen kann. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass das Schicksal bestimmt, ob man Künstler:in wird - man kann nicht einfach losgehen und sagen: "Ich werde das jetzt."
Aber das ist ein anderes Thema.
Die Liebe zur Musik habe ich jedoch trotzdem nie verloren, und WENN ICH MAL ZEIT HABE, dann spiele und singe ich liebend gerne.
Genauso wie mit 15.

Ich lese.
Ich muss ehrlich zugeben, dass es mir seit meinem Studium der Literaturwissenschaft schwer fällt, geeignete Lese-Literatur zu finden.
Gefühlt kann ich nur noch Thomas Mann lesen, da gegenwärtige Literatur nicht an das heranreicht, was mir jahrelang quasi "eingetrichtert" wurde. Und das sage ich nicht aus einer Überheblichkeit heraus! Ich würde so, so gerne einfach in eine Buchhandlung gehen und eines von diesen in kitschig bunten Einbänden gestapelten Spiegel-Bestseller-Büchern heraus nehmen, die obendrein im reinsten Belletristik-Deutsch verfasst wurden und sich wie Fast Food fürs Gehirn anfühlen.
Und damit würde ich so gerne rundum zufrieden sein.
Ich betrauere es, dass mir "kein Buch mehr genügt" und alles "zu simpel" ist. Dabei erinnere ich mich noch gut an die Zeit vor meinem Studium, vor allem als Teenagerin, wie ich belletristische Literatur geradezu verschlungen habe, wie ich mich mit Freundinnen über Biss zum Morgengrauen und zur Mittagsstunde immer wieder unterhalten habe, wie wir uns die Bücher nacheinander ausgeliehen und ich mich dann tagelang in meinem Zimmer verschanzt hatte - selbst Sandwiche hatte ich nur beim Lesen essen können - und das alles nur, um in die Welt eines Schmökerromans abzutauchen.
Ich übe jedoch fleißig, nicht mehr nur Thomas Mann zu mögen.
Bis dahin bleibt mir ein gelegentlicher Blick ins wunderschön verfasste Buddenbrooks:


Ich male.
Zugegeben: Ich male nicht so gerne.
Ich bin einfach nur zu kniestich, viel Geld für ein Gemälde auszugeben.
Also male ich es kurzerhand einfach selber.
Das beschert mir zwar immer wieder Aggressionen in ihrer Urform ("Wann ist es endlich fertig", "Das sieht irgendwie nicht aus wie auf dem Original", "Nächstes Mal kaufe ich lieber!"), aber dafür... hat man der Welt mal wieder etwas Selbstgemachtes vermacht.
Also, wer sich da nicht freut!



Ich nähe.
Ich habe mir 2018 meine erste Nähmaschine bei Aldi für 80 Euro gekauft.
Und ich weiß noch, wie sehr ich mich auf das Nähen gefreut hatte! Leider hatte ich wenig Muße, mich halbwegs anständig einzuarbeiten - ich mein, das erste Mal in seinem Leben eine Nähmaschine einfädeln, wtf, warum braucht man eine Wissenschaft dafür - aber in meiner Elternzeit hatte ich nun endlich genug Kapazität, um mich meiner neuen Leidenschaft zu widmen.
Ich bin nach wie vor eine Anfängerin, aber wie schön sind bitte Anfänge!
Da hat man ja noch so viel, auf das man sich freuen kann!
(Übrigens hatte ich mir überlegt, eventuell eine neue Nähmaschine zu kaufen, weil 80 Euro? Das kann doch nicht gut sein! Und als ich meine eigene Nähmaschine googelte, um zu sehen, für wie viel ich sie jetzt verkaufen könnte, wurden mir die derzeitigen Neupreise angezeigt: 190 Euro. Für eine Nähmaschine, die vor einigen Jahren 80 Euro neu gekostet hat? Ist es die Inflation, oder sind die Unternehmen gierig geworden - frage für eine Freundin.)

Ich habe zig Projekte, private, kreative, berufliche... meine Liste ist lang und mit einem 24 Stunden Tag garantiert nicht machbar. Das macht mir jedoch nichts, im Gegenteil!
Ich liebe, liebe, liebe die Schaffenskraft, die sprudelnde Kreativität, den Tatendrang, kurz: einen Traum im Herzen!
Mir ist es dabei völlig egal, ob ich tatsächlich irgendwas dabei hinkriege. Ich mache das nicht, um einem inneren Leistungsdruck gerecht zu werden, sondern um meine Lebensfreude aktiv am Leben zu halten.
Wenn ich morgens die Augen aufschlage, dann denke ich mir, dass ich so viele schöne Dinge tun könnte, so viele Ideen und Inspiration habe, dass es unmöglich ist, das alles nur heute zu schaffen, also freue ich mich auch noch auf morgen, übermorgen, und das ganze Jahr.
(Und dann gibt es da ja auch noch immer wechselnde Jahreszeiten, und damit immer wieder neue Ideen, im Frühling kann man Rhabarberkuchen backen und Eier dekorieren, im Herbst Apple Pie und Deko aus Laub machen, die dann zwar nicht sehr ästhetisch ist, aber dafür spaziert man mit seinem Nachwuchs durchs Gestrüpp und hat doppelt so viel Spaß - und dann habe ich wieder so viele Ideen!)
Ich freue mich einfach an mir selbst und an allem, was mir so einfällt.
Und ob dann etwas tatsächlich gelingt oder nicht - wen interessiert das, wenn das Einzige, das im Leben zählt, immer nur der Blick nach vorne ist.
In diesem Sinne: Wir müssen uns alle viel mehr Spaß erlauben!
Also, was würde dir jetzt, heute, so richtig, richtig gut tun?
Lilith





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