Entscheidungshilfe
- Lilith Sander

- 8. Aug.
- 7 Min. Lesezeit
„Das Schicksal ereilt uns auf den Wegen, die man eingeschlagen hat, um ihm zu entgehen.“ Jean de La Fontaine
Entscheidungsunsicherheit, das Hin- und Herwanken zwischen mehreren Optionen, Selbstzweifel, Überforderung, Frust… all das manifestiert sich schneller als man „Entscheidung“ aussprechen kann, sobald man an einer Weggabelung steht.
Rechts oder Links?
A oder B?
Gelb oder grün?
Entscheidungen zu treffen, sie wirklich zu treffen und dabei die genau richtige Entscheidung für den eigenen, höchstpersönlichen Lebensweg abzupassen, gleicht einer Olympischen Disziplin. Denn nur weil etwas für Außenstehende „besser“ oder „geeigneter“ erscheint, heißt es nicht, dass es für dich auch tatsächlich besser oder geeigneter ist. Dein Leben ist ein hochkomplexes, besonderes und einmaliges Phänomen, das sich weder steuern noch prophezeien lässt. So mancher ist schon mit den vermeintlich vernünftigsten Entscheidungen ins nackte Grauen geschlittert.
Eine Sicherheit gibt es nicht.
Und dennoch musst du in der Lage sein, exakt und präzise Entscheidungen treffen zu können. Du musst STABIL sein.
Du musst wissen, was du willst, was dir zusteht und wohin es für dich jetzt geht - auch wenn du nichts davon tatsächlich kontrollieren kannst.
Denn wer sich im unzuverlässigen Fluss des Lebens einfach aufgibt und seine Verantwortung wegschiebt, wird im Strudel der Möglichkeiten und Chancen einfach untergehen. Eine nicht sauber getroffene Entscheidung ist auch eine Entscheidung: eine Entscheidung fürs Chaos.
Und weil ich möchte, dass du wie aus dem Bootcamp der Entscheidungen das höchste Maß an Expertise mitbringst, habe ich dir heute aufgeschrieben, wie man eine fundierte Entscheidung trifft.
Eine, die weiß, was sie will, wer sie ist, und wohin sie geht.
Um das zu klären, muss man sich erst mal über seine tatsächlichen Beweggründe im Klaren sein:
Was bedient diese Option bei mir?
Ist es das Bedürfnis nach Anerkennung und Ansehen?
Füttert es meinen Hunger nach Bildung und damit aber auch einem höheren Stand? Eine Art Hamstern?
Einen Helferkomplex? Einen Beschützerinstinkt?
Gibt es mir endlich, die gesellschaftliche Stellung, von der ich insgeheim träume?
Oder verspricht es mir, mich finanziell reich zu machen?
Hier muss man radikal ehrlich zu sich selbst sein. Denn nach Außen hin würde niemand gerne zugeben, dass er gewisse Dinge nur für den äußeren Beifall tut. In Wahrheit sind aber einige Ärzte und Anwälte (und vielleicht auch viele Verheiratete) aber genau auf diesen Zug aufgesprungen.
Da ist nichts von „Ich mache es, um mich bestmöglich einzubringen FÜR andere“, da ist viel mehr ein Starkomplex, der befriedigt wird.
Dabei sind Anerkennung und auch tatsächlicher, äußerer Erfolg zwei Pfeiler, die zum verhängnisvollen Trugschluss führen können, man sei auf dem richtigen Weg. Dann erfährt man vielleicht Applaus aus allen Ecken und Enden, und erntet bewundernsvolle Blicke, aber letzten Endes hilft es niemandem. Anerkennung erweckt nämlich den Anschein, als würde es dich tief erfüllen. Als würdest du Gold richtig sein, genau auf dem für dich zugeschnittenen Weg. In Wahrheit aber bedient es nur ein ausgehungertes Bedürfnis von dir und hat nicht automatisch etwas mit deiner tatsächlichen Berufung zu tun.
Nicht dass Applaus und Bewunderung an sich schlecht seien!
Aber es vordergründig dafür zu machen, ist Ego geleitet und führt nur kurzweilig zu Erfolg. Auf lange Sicht führen einen solche Egotrips auf den Holzweg. Es ist wie ein Pakt mit dem Teufel, der einem Anerkennung verspricht für den Preis deiner eigentlichen Zufriedenheit.
Denn das ist der Knackpunkt: Was erfüllt dich tatsächlich? Und damit meine ich ausdrücklich nicht die Erfüllung der Anerkennung. Nicht das, was ANDERE über dich denken.
Vielleicht musst du etwas machen, was zuerst überhaupt nicht nach Applaus aussieht und wofür dich andere erstmal überhaupt nicht beneiden? Vielleicht ist es sogar etwas, wofür dich andere niemals beneiden werden, aber dafür hilfst du anderen Menschen enorm weiter?
Vielleicht ist Anerkennung enorm begrenzt?
Vielleicht ist Anerkennung häufig einfach nur gut getarnter Betrug an dir selbst?
Neben der Anerkennung als große Verführung gibt es einen weiteren Komplizen: Angst.
Welche Zukunftsvorstellung macht dir Angst und wie versuchst du diese Zukunft vermeintlich zu vermeiden? Glaube mir - deine Angst ist absolut grundlegend für deine Entscheidungen. Je nach dem, an was du glaubst, wirst du völlig anders entscheiden. (Dabei ist auch Angst natürlich nicht immer per se schlecht. Selbstverständlich kann es dich vor völlig kopflosen Entscheidungen bewahren. Dazu kommen wir jedoch gleich.)
Hast du Angst davor, arm zu werden und willst deshalb Zahnmediziner:in werden? Fürchtest du dich, so zu enden, wie deine Eltern, die immer hart malocht und doch nie abgesichert waren und willst deshalb „ganz nach oben“, am liebsten einen Haufen Geld in Aktien und Sparpläne stecken, so wie andere während Corona Mehl und Nudeln hamsterten (und später mit Madenbefall zu kämpfen hatten)?
Wenn es deine Angst ist, die deine Entscheidungen lenkt, wirst du über kurz oder lang depressiv, innerlich arm (=armselig) und leider sehr unattraktiv, weil selbstgerecht, werden.
Es gibt keine Erfüllung in einem armen Mindset. Den Mangel wirst du mit Geld niemals füllen können. Und am Ende deines Lebens merken, dass dein Herz einen ganz anderen Wunsch und dein Leben einen anderen Plan für dich hatte.
Denn am Ende wird deine zuvor getroffene Entscheidung sich wie folgt manifestiert haben: Es wird alles eine dicke fette BESCHÄFTIGUNGSTHERAPIE gewesen sein.
Vielleicht eine intelligente, vielleicht eine finanziell bereichernde, äußerlich kreative, schön anzusehende, inhaltlich völlig überzeugende - und dennoch eine Therapie einzig und allein entwickelt, um dich abzulenken und schön beschäftigt zu halten. Beschäftigt mit QUATSCH. Und auch wenn du jetzt sagst: „Aber wie kann denn ein Studium der Sozialen Arbeit / eine Heirat / ein Beruf als Ärzt:in / eine eigene Kanzlei / Theaterschauspieler:in, auf den Brettern, die die Welt bedeuten, Quatsch sein?“ Es ist so lange Quatsch, so lange du es aus niederen Beweggründen machst.
Denn diese Dinge sind nicht für dich gedacht.
Verstehst du: Es kann sich so anfühlen, als sei es genau das Richtige, weil die Produktivität und die Anerkennung der anderen dir einen Kick gibt, aber in Wahrheit hälst du dich einfach von den „richtigen“ Dingen ab, die eventuell auf den ersten Metern nicht fruchtbar, nicht wirklich produktiv und schon gar nicht beeindruckend wären.
Dann lernst du vielleicht den ganzen Tag neue Dinge dazu, aber es bringt dir und anderen leider trotzdem nichts.
Denn dein Weg führt immer zur Hilfe.
IMMER.
Das muss nichts Weltbewegendes sein, du musst nicht berühmt dafür sein oder dich in einer ungesunden Helferrolle inszenieren.
Es ist stets auf Augenhöhe. Und es kann sehr subtil sein.
Du kannst zum Beispiel Model sein und dabei auf deine ganz persönliche Art andere Menschen inspirieren. Ein Blick auf dich genügt und man fühlt sich beflügelt.
Verstehst du, was ich meine? Es kann alles Mögliche sein! Du musst dafür kein Samariter sein.
Das Wichtige ist, dass du dich nicht von Äußerlichkeiten leiten lässt. In dem Beispiel ist verrückterweise das Model, die- oder derjenige, der seiner Bestimmung folgt, während ein Mediziner seinen Job vielleicht nur für die Aussenwirkung und damit aus einer Oberflächlichkeit heraus macht.
Du musst dafür sicherlich auch kein Helfersyndrom haben. Helfersyndrome sind tatsächlich sehr ungesund und unattraktiv. Sie leben genauso aus einem Mangel heraus und gieren nach… Anerkennung.
Bäh!
Nein, du willst das, was dein Herz dir sagt!
Also diese leise, zarte Stimme in dir. Die deine Lebensgeister belebt, OBWOHL niemand da ist, der dir Bestätigung oder einen Kick für dein Ego geben kann. Das, was dich glücklich macht, obwohl es vielleicht nach Außen hin überhaupt nicht nach Erfolg aussieht.
Wenn es niemals gelingen würde, was würdest du dann trotzdem machen?
Ich will, dass du weißt, was DU willst. NICHT, was dein Bedürfnis nach Anerkennung will. Nicht, was deine Angst vor Armut, Einsamkeit oder der Zukunft will. Nicht, was deine Eltern wollen.
Was willst du?
Sollte es nun so sein, dass du einen Wunsch hegst für etwas, das dir eigentlich nicht mehr so wirklich zur Verfügung steht und dann Gedanken, wie „eigentlich wäre meine Bestimmung XYZ zu sein, aber ich bin damals falsch abgebogen und nun geht es nicht mehr, jetzt bleibt nur noch ein trauriges Dasein… dann mache ich halt was anderes. Etwas, das nicht zu mir passt…“ - dann habe ich dazu Folgendes zu sagen:
ist dieses Denken deiner absolut nicht würdig!!!
Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein? Deine Bestimmung verfehlen? Nein, mein Liebes, das GEHT doch gar nicht. Denn deine Bestimmung ist doch kein bestimmter Beruf, oder die eine bestimmte Sache. Deine Bestimmung ist dein SPIRIT. Der Atem, den du rauslässt in diese Welt.
Bitte, tu mir den Gefallen, und lass solche Gedanken niemals zu. Furchtbar!
Deine Bestimmung war es ganz sicher nicht, „eigentlich Astronautin zu sein, aber jetzt geht es nicht mehr …“.
Ja, es geht nicht mehr.
Nein, das war nicht deine Bestimmung.
Verabschiede dich von deinem „Traum“, denn er ist Bullshit-Gelaber.
Erfunden einzig und allein, um dich traurig zu machen, dich zu erniedrigen und dir einzureden, du hättest deine große Chance verpasst (und musst jetzt ein verpatztes Leben fristen). Am Besten bedient dein Traum auch noch einfach nur einen Anerkennnungswunsch in dir (eeendlich Superstar sein).
Und zu guter Letzt ein ganz praktischer Tipp:
Die beste Entscheidung richtet sich meist logisch nach deiner jetzigen Situation. Was ich damit sagen möchte ist, dass jegliche „alles oder nichts“ Entscheidungen meistens (!) nicht richtig sind. Manchmal ist es wichtig, Risiken einzugehen, zum Beispiel, wenn man eh mit dem Rücken zur Wand steht und sich in einer toxischen Situation befindet. Dann fühlt sich der Ausweg meist hochriskant an, weil man in Abhängigkeitsverhältnisse geraten ist. Das meine ich aber nicht.
Oder manchmal fühlt es sich auch einfach nur furchterregend oder unrealistisch an, aber eigentlich ist es genau der richtige Schritt, der dich zum Aufblühen bringt.
Nur weil etwas neu ist, heißt es nicht, dass es unlogisch ist.
Manchmal muss man auch einfach mal Risiken eingehen, kein Problem! No Risk no fun!
Ich meine aber Situationen, die solche Risiken gar nicht verlangen. Dann braucht es in der Regel keine 180 Grad Wende und keine Hochrisiken a la „Ich kündige meinen Job und wandere ohne Geld aus, um Superstar zu werden“. Verstehst du was ich meine?
Meistens reicht bereits eine Wende um 10 Grad.
Greif nach den Sternen, aber bleib auf dem Boden! Träume groß, aber schau den Tatsachen ins Gesicht.
Wenn du immer in der Arbeitslosigkeit oder in ausbeuterischen Tätigkeiten landest für deinen „Traumberuf“, dann solltest du dich vielleicht nach einem anderen Beruf umsehen.
Wenn du auswandern möchtest, solltest du dich finanziell gut aufstellen und das Land kennen, in dem du leben willst.
Wenn du dich beruflich umorientieren willst, dann wähle eine Arbeit, die dich auch absichern kann. Vor allem wenn du Verantwortung für Kinder trägst, solltest du auf einer soliden Basis Entscheidungen treffen können und nicht einfach mit dem Kopf durch die Wand gehen.
Euphorie und emotionale Höhenflüge sind meist ein Zeichen dafür, dass du auf dem Holzweg bist.
Ich glaube, man drückt sich vor vielen wichtigen Entscheidungen mit lächerlichen Ausreden (“Aber ich hab doch kein Geld / Wie soll das werden / Ich bin so allein mimimi”) und hält sich damit weiterhin in seiner hauseigenen Misere auf. Und gleichzeitig entscheidet man sich manchmal für Schritte, da stehen einem buchstäblich die Haare zu Berge.
Aber was ist der nächste logische Schritt in deinem Leben?
Was bietet sich jetzt an?
Welche Tür ist gerade OFFEN? (Auch wenn du denkst “Aber wie soll das werden”.)
Und das ist der Weg, wie du deine Entscheidung triffst.
Klar, reflektiert, bewusst, erwachsen.
Und in all dem Meer an Möglichkeiten wirst du nicht versinken - weil du genau weißt, was du willst.
„Ich weiss aber nicht, was ich will…“
Doch, du weißt es.
Du musst dir einfach nur mal zuhören.
Lilith





Kommentare